Mythen bzw. Irrtümer im Bereich Ernährung, Training und Fitness
Kohlenhydrate nach 18 Uhr machen dick!
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Es wird ein Energiedefizit (Kaloriendefizit) eingehalten, d.h. es wird mehr Energie verbraucht, als über die Ernährung zugeführt. -
Der Insulinspiegel wird über einen längeren Zeitraum niedrig gehalten, sodass es dem Körper leichter fällt Fett abzubauen.
Fettverbrennung erst ab der 30ten Minute
Crash Diät - 7 Kilo in 7 Tagen verlieren
Krafttraining macht Muskelberge
Je mehr desto besser - viel hilft viel
Training bis Muskelversagen
Dein Krafttraining ist erst dann erfolgreich, wenn du bis zum Muskelversagen trainierst. Du musst bis ans Limit gehen, damit du dein Ziel erreichst. Diese Sätze hat bereits jeder schon einmal gehört, doch stimmen sie wirklich? Nicht direkt, denn wenn man von Muskelversagen spricht, muss man zwischen dem absoluten (keine weitere Wiederholung mehr möglich) und dem annähernden Muskelversagen (wenige weitere Wiederholungen möglich) unterscheiden. Training bis zum absoluten Muskelversagen birgt viele Nachteile, so z.B. hohes Verletzungsrisiko, längere Regenerationszeit und Gefahr von Übertraining. Neuste Studien zeigen, dass es sinnvoller ist, bis zum annähernden Muskelversagen, anstatt bis zum absoluten Muskelversagen zu trainieren.
Unbedingt Dehnen vor dem Training
Früher wurde empfohlen, sich vor jedem Training ausgiebig statisch zu dehnen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Neueste Studien hingegen zeigen, dass statisches Dehnen vor dem Training sogar kontraproduktiv sein kann und das Verletzungsrisiko erhöhen kann. Im Krafttraining, vor allem beim Training der Schnell- und Reaktivkraft ist statisches Dehnen kontraproduktiv. Durch die Dehnung werden die Sehnen und Bänder elastischer und verlieren an Spannung. Heutzutage empfiehlt man ein aktives Warm-up vor dem Training, z.B. dynamische Übungen mit einem leichten Anteil an dynamischem Dehnen. Gegen statisches Dehnen am Ende der Trainingseinheit ist nichts einzuwenden.
Tiefe Kniebeugen machen die Knie kaputt
Richtig, wenn du diese Übung falsch ausführst, jedoch ist so ziemlich jede Übung kontraproduktiv, wenn du nicht die korrekte Technik beherrschst. Die Übung Kniebeugen gehört zu den Grundübungen und ist in meinen Augen ein MUSS für jeden Trainierenden, da sie sehr effektiv ist.
Pre-Workout-Energieriegel lassen dich besonders intensiv/effektiv trainieren
Immer wieder sehe ich, dass Trainierende vor ihrem Training (egal ob Ausdauer- oder Krafttraining) Energieriegel zu sich nehmen. Der darin enthaltene Einfachzucker (so ziemlich in jedem Riegel enthalten) erhöht kurzfristig den Blutzuckerspiegel und führt zu einem kurzfristigen starkem Energieschub. Jedoch sinkt der Blutzuckerspiegel relativ schnell wieder ab und du gerätst möglicherweise in eine Art energetisches Loch, sodass deine Leistungsfähigkeit rapide abfällt. Im Krafttraining trainierst du folglich nicht so intensiv und im Ausdauertraining folglich nicht so effektiv.
Beim Krafttraining empfehle ich deshalb, z.B. eine Banane vor dem Training zu essen, diese liefert deinem Körper, durch die enthaltene Glukose, eine rasch verfügbare Energiequelle und die darin enthaltene Fruktose liefert über einen längeren Zeitraum Energie. Zudem liefert die Banane noch wichtige Elektrolyte und Spurenelemente, die während dem Training über den Schweiß ausgeschieden werden.
Beim Ausdauertraining gelangt der in dem Riegel enthaltene Einfachzucker zunächst einmal in die Blutbahn. Vereinfacht ausgedrückt, trainierst du sozusagen die ersten paar Minuten umsonst, da zunächst einmal der aufgenommene Einfachzucker aus dem Riegel verbrannt werden muss. Erst danach greift der Körper auf die körpereigenen Reserven zurück.
Superfood = super?
In den letzten paar Jahren hat sich für einige Nahrungsmittel der Begriff „Superfoods“ etabliert. Doch sind diese Nahrungsmittel wirklich so super? Diese sogenannten „Superfoods“ versprechen dem Körper einen Gesundheitskick. Sie sollen zur Abwehr und Bekämpfung zahlreicher Krankheiten und Entzündungen dienen, das Immunsystem stärken und dem Körper viel Lebensenergie schenken.
Doch zurück auf den Boden der Tatsachen. Bei vielen Studien zu „Superfoods“ wurde die Wirkung bisher lediglich im Reagenzglas nachgewiesen, die Ergebnisse sind zudem teilweise schwierig auf en Alltag zu übertragen und viele Labortests wurden an Ratten oder isolierten Kulturen menschlicher Zellen durchgeführt. Weiterhin muss man erwähnen, dass nicht überall Klarheit darüber herrscht, welche Dosis man für den gewünschten gesundheitlichen Effekt braucht und daran anknüpfend, wie viel dieser Dosis der Körper überhaupt aufnehmen bzw. verarbeiten kann.
Der in meinen Augen wichtigste Punkt beim Thema „Superfoods“ spricht jedoch kaum jemand an, da er sich nicht so gut vermarkten lässt. Wer sich mal genauer mit den einzelnen „Superfoods“ auseinandersetzt wird merken, dass es genügend heimische Nahrungsmittel gibt, die viele der positiven Inhaltsstoffe enthalten und zudem um einiges billiger sind (z.B. Leinsamen statt Chiasamen; schwarze Johannisbeeren und Sanddorn statt Goji-Beeren; Walnüsse statt Avocado; Hafer statt Quinoa).Man muss jedoch auch erwähnen, dass ohne die passenden Rahmenbedingungen, sprich eine allgemein hochwertige und größtenteils naturbelassene Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf, auch das beste „Superfood“ bzw. dessen Ersatz nichts bringt.
Doch etwas Positives zum Schluss, der Trend hin zu „Superfoods“ hat doch etwas Gutes, da er das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung fördert.
An der Universität meinte einer meiner Dozenten (Prof. Dr. phil. Eike Emrich) einmal, dass wir Sportwissenschaftler Mythenjäger sind. Heute weiß ich, dass er damals recht hatte und zugleich macht mich diese Erkenntnis traurig.
ABER WIESO? Lese es selbst...